Wer schon einmal biwakiert hat, weiss dass dies recht weit von „delux“ entfernt ist. Biwakieren ist auch nicht dazu gedacht dem Luxus zu fröhnen, es ist mehr ein zelebrieren des „Minimalismus“. Frei nach dem Motto „Hier bin ich, ich komm mit wenig aus und das gut!“.
Allerdings nehme ich auch an, dass die meisten nach einer Biwaknacht am nächsten Morgen etwas gerädert erwachen. Geräusche halten einem wach, das Summen der Insekten (Mücken) läßt einem keine Ruhe, der Boden ist zu hart oder es krabbelt und raschelt überall. Es gibt ein paar Tricks die das Leben erleichtern. Hier ein Artikel dazu.

Biwak mit Moskitonetz (für Schlechtwetter ist die Öffnung hier eigentlich zu hoch 🙂 )
Unter „Biwaken“ oder „Biwakieren“ versteht man das Übernachten im freien ohne Zelt. Es ist meist die leichteste (Gewicht) und kostengünstigste Variante sich z.B. mehrtägig zu Fuß durch die Landschaft zu bewegen.
Wir legen zunächst die potentiellen Problemzonen offen (Sortierung ohne Wertung) und erklären dann mögliche Gegenmassnahmen.
1. Unbekanntes Gelände:
Vorallem am Anfang des Biwakierens und in unbekanntem Gelände halten einem die ungewohnten Geräusche der Umgebung wach.
Tipp: Das ist gut, das ist tatsächlich überlebensnotwendig in unseren Körper einprogrammiert. Ihr werdet feststellen, dass ihr die zweite Nacht wesentlich ruhiger schlafen werdet, denn Euer Körper kennt nun die meisten „ungefährlichen Geräusche“ (abgesehen davon seid ihr die zweite Nacht auch einfach müder 😉 ).
2. Blutsauger:
Wirklich unangenehm ist es von Stechmücken genervt zu werden. Die kleinen „Stuka“-Geräusche der Blutsauger, sind vorallem in feuchten Wäldern unangenehm penetrant. Glücklicherweise reduziert sich das etwas nach Mitternacht sorgt aber oft nicht für eine unbeschwerte Nacht.
Tipp: Tatsächlich habe ich mittlerweile ein Moskito-Netz dabei, das ich unter den Poncho spanne. Natürlich argumentiert der eingefleischte „Biwakist“ oder Bushcrafter, das ist ja wie „Zelten“. Dem würde ich wiedersprechen, ich habe auch nur mit dem Moskitonetz unter freiem Himmel geschlafen und man fühlt sich der Natur noch sehr nah ohne den stechenden Beigeschmack. Ich persönlich schlafe damit – auch mehrere Tage hintereinander – wesentlich tiefer und erholter.
3. Kriechtiere:
Vorallem Frauen (Vorsicht Klischee! Natürlich kenne ich auch solche Männer) haben eine große Abneigung gegen Insekten insbesondere die achtbeinigen Gesellen. Die Idee das alles was gerade juckt oder kitzelt ist evtl. ein Insekt raubt dann natürlich den Schlaf.
Tipp: Auch hier hilft das Moskitonetz, zusätzlich hilft es auch als psychologische Schutzwand. Für die eingefleischten Biwakisten die erfolglos ihre Partner zu überreden versuchten, versucht es mal damit. Ich denke es ist für die meisten ein guter Kompromiss. Wenn wir zu zweit sind, legen wir uns auch oft auf den einen Poncho und verwenden den anderen als Dach. Was den Vorteil hat, das man sich morgens nicht so viel Laub aus den Sachen zupfen muss und man das Moskitonetz unter den Poncho stopfen kann. Das sollte sogar Schlangen abhalten (die, um Ängste einzudämmen, normalerweise den Menschen meiden. Mir ist in Deutschland kein Fall bekannt, bei dem jemand mit einer Schlange im Schlafsack aufgewacht ist).
4. Harter Boden:
Am Anfang einer Biwakier-Karriere liegt man auf einer Isomatte je später und älter um so dicker wird die Thermarest 🙂 (BTW.: andere Marken sind wohl auch gut, aber ThermaRest ist wie „Tempo“ unter den Papiertaschentüchern). Doch auch die reicht manchmal nicht.
Tipp: An den meisten Biwakplätzen findet man das kuscheligste Material: Laub.
Sammel davon soviel wie es geht und schütte diese auf einen langgezogenen Hügel, Isomatte drauf – kuschelig!
Grünes Laub würde ich nicht empfehlen, zum einen schadet es der Umgebung und man sollte sich gut stellen mit denen bei denen man nächtigt, zum anderen kühlt die feuchte Unterlage einem aus – speziell ohne Isomatte.
5. Nasser Schlafsack
Häufiger Anfänger oder Bequemlichkeitsfehler: Übernachten in einer Mulde. Ist natürlich nur dann unangenehm, wenn es regnet. Aber es lohnt sich einen anderen Platz zu suchen, den ein Schlafsack trocknet nicht so schnell. Die Nacht darauf wieder in einem feuchten Schlafsack zu übernachten ist der Gesundheit und dem Spaß nicht förderlich.
Tipp: Die Antwort hier ist einfach: Meide Mulden und wenn nicht anders möglich leg Dich nicht in die Mitte…
6. Schieflage
Wer Nachts aufwacht und wieder nach oben unter den Poncho robben muss hat sich wohl an einen Hang gelegt. Wer das einmal gemacht hat versucht sowas, wenn möglich zu vermeiden. Ein erholsames Schlafen ist nicht möglich
Tipp: Versuche schräge Flächen zu vermeiden. Ansonsten schlafe quer zum Hang und vermeide das Rutschen durch eine Art „Terasse“ mit Holzstämmen und Steine (fixiert durch in den Boden getriebene Stöcke)
7. Verscheucht / Flucht
Die Angst von der aktuellen Übernachtungsstelle verjagdt zu werden ist oft da, vorallem wenn keine Besitzer ansprechbar waren um die Erlaubnis zu erbitten oder nicht erkenntlich ist, ob es sich um privat Eigentum handelt. (Rechtlich: Prüft bitte bevor ihr ins Ausland geht ob man wild biwakieren darf, es ist nicht überall erlaubt)
Tipp: Diese Angst ist schwiergig zu nehmen, hier kann man sich nur möglichst unsichtbar machen indem man sich tarnt und leise ist. Was ohnehin grundsätzlich keine schlechte Idee beim Biwakieren ist.
8. Überfallen
Liegt man Nachts im Schlafsack malt man sich oft die verschiedensten Szenarien aus, was sicher gesund ist, wenn man sich nicht von den Ängsten blind leiten läßt.
Tipp: Tatsächlich ist diese Gefahr zumindest im Wald eher gering. Die natürliche Neigung beim Biwakieren möglichst unentdeckt zu bleiben, begünstigt das „nicht entdeckt werden“ und somit wird ein Überfall auch schwierig. Zusätzlich sind Menschen mit räuberischer Absicht wohl eher an belebteren Plätzen als im Wald.
Bislang stand nur einmal unvermittelt ein Jäger mit Büchse über der Schulter im Wald vor mir, wir waren da aber auch weder leise noch war unser Feuer so klein, dass man dran vorbeilaufen hätte könnte. Nach einem kurzen zusammenzucken bin ich mit einem „Guten Abend“ an ihm vorbei um mein Geschäft zu erledigen. Rückwirkend hätte ich ihm anbieten sollen sich zu uns zu setzen.
9. Notdurft
Es gibt Leute die liegen Stundenlang wach, weil sie sich im Dunkeln nicht raustrauen, das dürfte nicht nur fürs Biwaken gelten sondern auch fürs Zelten.
Tipp: Tatsächlich ist es eine weise Vorkehrungsmassnahme sich bei Licht einen „Baum“ für das potenzielle nächtliche Geschäft zu suchen und den Weg dorthin von Hindernissen zu befreien. Der Ort muss nicht mal weit weg sein (wenn ihr nur eine Nacht an der Stelle verbringt), ist man zu zweit bekommt der Partner nach ein paar Metern wahrscheinlich nicht mal das „Bächle“-Geräusch mit.
Für wirklich ängstliche gibt es auch die Option einer „Nachtflasche“ oder Hilfsmittel wie z.B. die „Pippi Lissi“ oder andere Notfalltoiletten. Oder weckt Euren Biwak Partner ist zwar unangenehm, aber er sollte Verständnis zeigen wenn er nochmal mit Euch auf Tour will. Gemeinsam ist man stärker!
10. Wildwechsel
Die größte Angst eines Biwakier Anfängers dürfte sein, dass ein wildes Tier über einen herfällt. Tatsächlich hätte ich da bis vor kurzem noch darüber geschmunzelt (Wildschweine ausgenommen). Aber wir haben mittlerweile auch Wölfe und größere Katzen im Wald. Ich persönlich gehe davon aus dass sie einem in Ruhe lassen, wir sind einfach zu groß und das Risiko normalweise nicht Wert. Aber ein Fuchs der mich irgendwann nachts beim Biwaken aus etwa 3 Metern Entfernung im Licht der Taschenlampe angrinste und sich nur durch wilde Zischlaute vertreiben liess, läßt mich eine etwas andere Haltung einnehmen.
Tipp: Wenn ihr Euer Lager aufschlagt sucht Totholz und breitet es um Euch im Kreis aus (etwas erhoben ineinanderstecken als kleinen „Zaun“). Bei einem aggressivem Angriff oder einer wild gewordenen Horde Schweine schützt Euch das zwar nicht groß, aber es warnt Euch. Allein das Wissen dass ich etwas Vorwarnzeit habe und der „picksige“ Zaun evtl. etwas abschreckend wirkt, beruhigt mich. Auch liegt mein Rucksack auf der Seite die ich für die verletzlichste halte.
11. Kein Baumaterial
Es kommt vor das man auf einer Ebene nächtigen möchte oder muss, wo es keine Bäume oder „anständige“ Sträucher mit Totholz gibt mit deren Hilfe man das Biwak aufbauen kann.
Tipp: Beim Poncho reicht ein Wanderstab oder Fanion in der Mitte und das Abspannen der vier Ecken (beim Tarp etwas schwieriger). Was ich mittlerweile für recht praktisch halte sind Teleskop-Wanderstöcke. Zum Einen haben die ein kleines Packmass (auch bei Flügen interessant) und zum Anderen hat man gleich zwei „Gestänge“ immer dabei. Nachteil: Man kann abends nicht daran herumschnitzen… 😉
Fazit: Ein Wanderstab ist nicht nur fürs Wandern gut.
12. Das „Fernsehprogramm“
In der Natur bestimmt meist das Licht der Sonne, wie lange man noch aktiv ist.
Tipp: Feuer hilft nicht nur gegen Kälte sondern auch psychologisch. Es ist meist verboten Feuer zu machen (bzw. offene Flamme im Wald). darum ist der folgende Tipp mit Vorsicht zu geniesen. Es reicht aber z.B. das flackernde Licht eines Teelichts in z.B. einem Topfdeckel. Das Kerzen stabil und Wind geschützt stehen, auch nicht unbeobachtet brennen und bei einer offenen Flamme immer Löschmittel vorhanden sein sollte, erwähne ich nur der Vollständigkeit halber. Da dürfte, je nach Trockenheit, kein Förster etwas sagen. Es ist natürlich auch ein wenig der normale Menschenverstand gefragt, wenn ihr unsicher seid streicht diesen Tipp. Übrigens Teelichter und brennendes Öl NICHT mit Wasser versuchen zu löschen! Versucht sie durch ersticken also abdecken zu löschen (z.B. mit dem Topfdeckel, reinem Sand oder feuchter Erde).
Rein rechtlich könnte, so weit ich weiss auch eine Kerze zu Bussgeldern führen, ist allerdings sicher eher toleriert als ein Freudenfeuer – die Entscheidung dieses Risikos liegt bei Euch.
13. Kälte
Auch etwas bei dem wohl jeder Pfadfinder, Wandervogel oder Bushcrafter mitreden kann: vor Kälte schnatternd im Schlafsack liegen.
Tipp: Der Hauptgrund warum man friert ist meist der, dass man die nächtliche Temperatur falsch eingeschätzt hat. Liegt man nun im Schlafsack und friert hat man realistisch nur eine Chance sich wieder warm zu bekommen: Man muss sich bewegen!
Sei es um eine Wärmequelle zu entfachen, Holz nachzulegen, sich zusätzliche Kleidungsschichten anzuziehen (letzteres funktioniert meist nur zuverlässig, wenn man vorher den eigenen Kreislauf etwas ankurbelt – Nachteil: man wird wacher als man normalerweise möchte – mittelfristig ist der Schlaf dann allerdings dennoch erholsamer).
Manchmal reicht es aber auch den Schlafsack zu prüfen um festzustellen, dass der Reisverschluss nicht ganz zu ist oder das es einen Kragen für den Hals gibt, den man schliessen kann. Allerdings kennt jeder diesen Kampf weiterschlafen zu wollen oder aktiv gegen die Kälte anzugehen – die Entscheidung liegt bei Dir.
Sehr verfrorenen Menschen empfehle ich Knickwärmekissen.
14. Trotz allem: gerädert
Helfen alle oben genannten Tipps nicht und man wacht unausgeruht, evtl. mit verquollenen Augen auf, evtl. gar frierend, fällt das aufstehn nicht gerade leicht.
Tipp: Da hilft – wer häts gedacht in den frischen Morgenstunden tatsächlich ein Kaffee oder ein warmer Tee. Erfahrungsgemäss ist man morgens eher Träge. Legt Euch schon vor dem Schlafen die Dinge fürs Wasserkochen zu recht, so das ihr quasi aus dem Schlafsack heraus dem Wasser beim Warmwerden zuschauen könnt.
Hat man die Möglichkeit sich zu waschen, sollte man das tun, auch wenn das Wasser kalt ist kurbelt es den Kreislauf an und man wird schneller warm – ist eine Überwindungssache, die ich empfehle.
Ansonsten gilt:
Verlasse jeden Ort wie du ihn vorgefunden hast, oder gar ein Stückchen besser (z.B. in dem Du fremden Müll mitnimmst).
Ich hoffe es waren ein paar Tipps dabei – auch für die alten Hasen – oder es hat die Lust geweckt Biwaken zu testen – in dem Fall trifft man sich vielleicht – im Wald! 😉

Biwak in der „Schönwetter“ Variante, bei Regen würden sich hier Wasser im Poncho sammeln. Wenn es regnet und man auf einer Seite den Poncho an den Stöcken nach unten schiebt, läuft das Wasser einigermassen kontrolliert ab.