In Heidelberg wurde heute (7.2.2019) eine Trinkwasserwarnung ausgerufen. Mittlerweile folgte die Entwarnung aber ein guter Zeitpunkt ein kleines persönliches Resümee zu ziehen.

Inhalt:

  1. Wie bekommt man die Warnung?
  2. Konstruktive Kritik
    • Was hätte aus Sicht der Bewohner besser laufen können (eigene Meinung)?
    • Was lief gut?
  3. Wie kann man sich selbst vorbereiten?
  4. Fazit

 

1. Wie bekommt man solche Meldungen mit?

Kommunikation ist bei solchen Fällen enorm wichtig, wie bekommt man also Informationen zur Lage?
Hier die Kanäle die aus meiner Sicht funktioniert haben (sortiert nach Geschwindigkeit wie sie die Bevölkerung erreichen).

  1. Katastrophen App (z.B. Katwarn, https://www.katwarn.de/) (Internet, WLAN)
  2. Familie, Nachbarn und Freunde (per Telefon, WhatsApp, sms, Flurfunk)
  3. Stadtfahrzeuge (Feuerwehr, THW, Polizei) (verbal)
  4. Radio (Funk, Internet)
  5. Homepage der Stadt (Internet, WLAN)
  6. Twitter Kanal der Stadt (Internet, WLAN)

Ich persönlich hatte das Glück von meiner Familie informiert zu werden und bin der Empfehlung der Stadt gefolgt mir Trinkwasser zu besorgen.
Wie nicht anders zu erwarten, waren aber zumindest die stillen Wasservorräte (Wasser ohne Kohlensäure) in den Supermärkten fast sofort vergriffen.

 

2. Konstruktive Kritik

Was hätte aus Sicht der Bewohner besser laufen können?

Twitter - TrinkwasserwarungDie Stadt ließ verlauten (über Website, Twitter, Radio und Fahrzeuge), dass man sich Trink- und Brauchwasservorräte anlegen soll.

Mal abgesehen davon das man gewohnt ist das einem die Behörden versorgen und man plötzlich selbst aktiv werden muss, erhöht bei einigen ohnehin den Stresspegel – verstehe ich nicht warum zu diesem Zeitpunkt schon auf die Bevorratung von Brauchwasser hingewiesen wurde.

Trinkwasser ist verständlich, doch die Info sich Brauchwasser anzulegen suggeriert (zumindest mir), dass das Ganze vermutlich länger dauern wird. Sich mit Brauchwasser zu besorgen ist auch nicht ganz einfach. Man braucht entweder Kanister oder massenweise Leergut (oder andere kreative Ideen) und man muss wissen, wo man Wasser bekommt, das nicht aus dem Leitungssystem der Stadt geliefert wird.
Dazu ist Wasser auch nicht ganz leicht. Menschen ohne Auto oder andere bereifte Helfer brauchen Phantasie, Freunde oder Muskelkraft.
Ich kenne die Statistik nicht, aber im Raum Heidelberg sind es bestimmt einige (auch Familien) die aufs Auto verzichten, denn das öffentliche Netz ist ziemlich gut. Auch das Carsharing model ist attraktiv. Das dies Ängste weckt vor allem bei Familien dürfte klar sein, vor allem wenn die Supermärkte plötzlich leer gefegt erscheinen.

Interessant dürfte die Nachricht auch im Pflegebereich (Krankenhäuser, Altenheime usw…) aufgenommen worden sein.

 

Was lief gut?

Tatsächlich finde ich es gut das unsere Behörden nach der Meldung, das etwas mit dem Trinkwasser nicht stimmt, sofort reagiert haben.

Ein kurzfristig Unannehmlichkeit ist der Alternative im Ernstfall alle mal vorzuziehen. Auch positiv aufgenommen wurde von mir, dass anscheinend sofort die verschiedensten Kanäle informiert wurden. Katastrophen Warn-Apps schlugen an, wenn man sie auf der betreffenden Gegend aktiviert hat. Das Radio informierte regelmäßig.

Auch scheinen die Behörden der Stadt relativ Reibungslos miteinander gearbeitet zu haben (z.B. fuhr die Feuerwehr durch die Strassen um die Anwohner zu informieren).

Zusätzlich war wohl schnell eine Hotline etabliert.

In Summe: Danke für die Kommunikation!

 

4. Wie kann man sich selbst vorbereiten?

Ein paar Zahlen:

Brauchwasser:
Grob gerechnet benötigt man für eine Dusche ca. 12 l (wenn man sparsam damit umgeht – und weil das Wasser normalerweise dann kalt ist, ist das vermutlich auch nicht so schwer darunter zu bleiben). Ein Glas Wasser (0,2l) fürs sparsame Händewaschen z.B. nach einem Toilettengang.

Trinkwasser:
Abhängig von Wetter und Tätigkeit kommt ein Mensch mit 2Litern Flüssigkeit am Tag über die Runde

 

Auf Katastrophen kann man sich nur schwer einstellen und sie kommen immer zu einem ungünstigen Zeitpunkt und erwischen einem quasi „kalt“, aber es gibt ein paar Basisregeln die man einhalten sollte, auch wenn man eine Form von Minimalismus zelebriert.

Man soll laut Behörden eine Zeit von 10 Tagen überbrücken können um „gewappnet“ zu sein und dem Katastrophenschutz-Apparat genug Zeit gibt angemessen zu reagieren. Schau Dich mal in Deiner Küche um – könntest Du 10 Tage mit Deinen Lieben ohne Fremdhilfe überstehen? Vermutlich könntest Du das schon, durch Müsli oder Vorratsdosen ganz hinten im Schrank. Wenn nicht hinterfrage wie sicher Du Dich fühlst oder ob es sich nicht lohnt diesen Puffer einzurichten. Im Ernstfall liegst Du anderen auf der Tasche und nicht immer erhält man in Zeiten der Not Hilfe.

Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
https://www.bbk.bund.de/DE/Ratgeber/VorsorgefuerdenKat-fall/Pers-Notfallvorsorge/Lebensmittel/lebensmittel_node.html

 

 

Fazit:

Mein Vertrauen in die deutschen Behörden ist ungebrochen und danke fürs Informieren!

Wenn Ihr mitbekommt das ein gewisser Bereich von einer Katastrophe betroffen ist, geht nicht davon aus, dass die Freunde oder die Kollegen dazu informiert sind. Lieber doppelt informiert als gar nicht. Ruft sie also an oder schickt einen kurzen Text.

Katastrophen Apps auf dem Handy sind sicher sinnvoll und eine Überlegung wert.

Ein Faltkanister mit Wasserhahn erleichtert das Leben in so einer Situation und auch das besorgen von Brauchwasser wird leichter.

Ich bin mir auch nicht sicher warum ich sofort aktiv wurde und Wasser besorgt habe (Getränke haben wir meist für ein paar Tage vorrätig), vermutlich durch die Warnung der Behörden und vom schauen zu vieler Katastrophenfilme angestiftet. Realistisch hätte man auch einfach mit dem Auto ein paar Kilometer weiter einkaufen gehen können, wenn nötig…

Ich könnte mir Vorstellen, das spezielle Wassertanks der Stadtwerke als Wasserpuffer der Stadt (gibt es vielleicht schon?) dienen könnten (speziell bei großflächigeren Katastrophen). So könnte die Stadt vielleicht eine Nachricht in ähnlicher Form wie folgt verbreiten:

Handlungsempfehlung:
Legen Sie einen Vorrat an Trink- und Brauchwasser an. Sollten Sie sich unsicher sein wie sie dazu kommen (speziell Brauchwasser), wird die Stadt mit Tankwagen (z.B. geliefert durch THW, Feuerwehr, Bauern) die einzelnen Ortsteile unterstützen, die Vorbereitungen dazu laufen die Anlaufplätze werden ebenfalls hier kommuniziert (große Parkplätze – für Autos, Strassenbahn-Hauptstationen und Marktplätze). Wir halten Sie auf dem Laufenden sobald weiter Informationen folgen. Vermutliche Brauchwasser-Überbrückungszeit bis dahin 20h ohne Berücksichtigung der Ergebnisse der Ursachenforschung.

Rückblickend gibt es einige Menschen mit Humor und einige unentspannte Gesellen, letztere Gruppe sollte sich überlegen warum und vielleicht aktiv werden. Erstere ist recht kreativ, ich sag nur „Blaues Wasser, was tut es… Es leuchtet blau…“, Webcam von Dossenheim darauf folgte ein Bild von Schlumpfhausen, usw… 🙂

Tatsächlich zeigen solche Zwischenfälle das Dinge, die wir mittlerweile als selbstverständlich sehen, vielleicht nicht immer zur Verfügung stehen.
Ich halte Übungen im Katastrophenbereich für sehr sinnvoll, schon allein um Ängste der Bevölkerung (die sich oft in ungerechtfertigter Gewalt äußert) zu mindern. Das war jetzt zwar keine Übung, aber lehrreich.

 

 

Quelle zum Vorfall:

Stadt Heidelberg:
https://www.heidelberg.de/hd,Lde/07_02_+alle+warnungen+aufgehoben_+abschliessende+meldung+zum+trinkwasservorfall.html

 

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